Der NDR über das ASJ-Jubiläum:
Seit 50 Jahren gibt es das Hamburger Albert-Schweitzer-Jugendorchester und es gilt als renommierte Talentschmiede. Es feierte sein Jubiläum mit einem Konzert in der Laeiszhalle – mit dem Geiger Christian Tetzlaff als Stargast. Ein Besuch der Proben.
Der Geiger war früher selbst Mitglied im Jugendorchester. Er spielt das Violinkonzert von Brahms, außerdem stehen die Rosenkavalier-Suite von Richard Strauss und die Fledermaus-Ouvertüre von Johann Strauss auf dem Programm.
Sebastian Beckedorf leitet das Orchester seit 2020
Einen Walzer als Orchester zu spielen, das ist schwerer als man denkt, sagt Dirigent Sebastian Beckedorf: „Die Eins wird normalerweise von den Celli und Bässen gespielt. Die Nachschläge spielen andere. Das heißt, da muss man sich auch mal reinversetzen in die Rolle derjenigen, die die Nachschläge spielen. Die spielen dann: Um, ba, ba. Um, ba, ba.“
Sebastian Beckedorf hat das Albert-Schweitzer-Jugendorchester (ASJ) 2020 übernommen. Gegründet wurde es vor 50 Jahren am Hamburger Albert-Schweitzer-Gymnasium, das einen Musik-Schwerpunkt hat. Manche der früheren Mitglieder sind internationale Solisten geworden. Viele Ehemalige haben immer noch eine enge Verbindung mit dem Orchester, wie etwa Julia Saßmannshausen. Sie wird beim Jubiläumskonzert noch einmal bei den Ersten Geigen mitspielen und dabei auch eine buchstäblich familiäre Atmosphäre erlebt. Sie erzählt: „Meine Kinder werden dabei sein und der Vater meiner Kinder, den ich hier im Orchester kennengelernt habe.“
Mischung aus Ehemaligen mit Schülern und Studierenden ist das Besondere
Die Mischung aus Ehemaligen, Schülern und Studierenden ist das Besondere an dem Orchester. Das ist dem Dirigenten wichtig: „Das ist für unsere Schülerinnen und Schüler extrem wichtig, dass die auch Spieler neben sich sitzen haben, die schon weiter auf den Instrumenten sind und von denen sie einfach lernen können. Der Fortschritt in der Probenarbeit ist natürlich ein bisschen schneller.“ Das funktioniert. Marie, Sophie und Marlen aus der siebten Klasse sind neu dabei. Sie spielen Erste und Zweite Geige. „Natürlich kann man nach vorne gucken zum Stimmführerpult und gucken, wo man gerade ist. Das kann man an den Fingern sehen“, meint Marie.
Das große Vorbild für viele ist David Wurm, Konzertmeister seit 2022. Er begeistert auch die Cellistin Milena: „Ich kann manchmal durch die Leute durchsehen. Dann sehe ich, wie er spielt. Er macht das mit total viel Lust. Seine Leidenschaft kann man sich auf jeden Fall abgucken“.
Freude am Spielen ist überall zu spüren
David Wurm hat als Schüler selbst in dem Orchester gespielt, danach Geige studiert. Inzwischen tritt er international auf. Die Freude am Spielen steckt auch in der Cello-Gruppe. Gegen Ende der Mittagspause stellt Stimmgruppenführer Julin spontan Noten für ein ganz anderes Stück zum Spaß auf sein Pult. Zu viert spielen Jüngere und Ältere gemeinsam von einem Blatt. Gruppendynamik ist Julin wichtig. „Wie man sich im Orchester verhält, wie man zuhört, wie man spielt, wann man einsetzt: Das sind alles Sachen, die man nicht lernt, wenn man Solo spielt“. Das seien alles Sachen, die man erst lerne, wenn man mit anderen Leuten zusammenspiele, meint Julin.
Das Können und die Motivation der Älteren ziehen viele mit, wie die Cellistin Paulina. Sie ist seit gut drei Jahren im Orchester. An ihre ersten Proben erinnert sie sich noch gut. „Ich war schon so ein bisschen überfordert, also es war ziemlich überwältigend. Ich habe gemerkt, dass alle auf einem hohen Niveau spielen, dass es dann noch mehr Spaß macht, Musik zu machen.“
Außerdem gibt das Albert Schweitzer Orchester ein zweites großes Konzert: am Sonnabend, 18. Januar 2025 ab 11 Uhr im Großen Saal der Hamburger Elbphilharmonie – gemeinsam mit dem Hamburger Mädchenchor unter Leitung von Gesa Werhahn.
von Franziska Storch