Zeitzeugen der Nachkriegszeit und der 60er Jahre am ASG
„Bis hierhin und nicht weiter!? Grenzen in der Geschichte“ — So lautet das diesjährige Thema des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten, bei dem auch viele Schüler*innen unserer Schule teilnehmen. Um das Thema Grenzen in der Geschichte noch tiefgründiger erforschen zu können, haben die teilnehmenden Personen des 10. und 6. Jahrganges neben gründlichen Recherchen auch mit drei Zeitzeugen der Nachkriegszeit und der 60er Jahre gesprochen.
Richard Hänsel, 93, erzählte ausführlich über seine Ausreise aus der ehemalig deutschen, nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings polnischen Stadt Danzig. Er und seine Familie mussten aus seiner damaligen Heimatstadt ziehen, da sie keine polnische Staatsbürgerschaft bekommen sollten und ihnen so nur die Wahl blieb, aus der Stadt zu Reisen oder in so genannten Arbeitslagern zu leben. Auf seinem Weg wurde er vor viele Herausforderungen gestellt, wie zum Beispiel die schweren Lebensumstände, mit denen sie auf der Reise zurechtkommen mussten und auch das fehlende Verständnis für die polnische Sprache.
Rolf Schultz-Süchting, 81 Jahre, der ohne Vater mit seinen zwei Geschwistern und seiner alleinstehenden Mutter aufgewachsen ist, ließ uns neben seinen Erlebnissen bei seinem Weg nach Deutschland an seiner Schulzeit teilhaben. Dort erzählte er, wie einschränkend die patriarchalische Gesellschaft der damaligen Zeit für seine schulische Bildung war. Seine Lehrer waren hauptsächlich Männer, die aus der Zeit des Zweiten Weltkrieg stammten und so geprägt waren, wodurch er überhaupt nicht über die „Gräueltaten“ der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs aufgeklärt wurde.
Elke Voß, eine 80-jährige ehemalige Journalistin, gewährte uns einen Einblick in die damalige Ungleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in den 60er Jahren. Der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ steht zwar seit 1949 offiziell im Grundgesetz, fasste aber erst nach und nach Fuß. Zum Anfang dieser Zeit wurde das Leben, gegensätzlich zu diesem Satz, weiterhin von einem patriarchalischen Ehe- und Familienverständnis geprägt. Auch heute noch, so sagt Frau Voß, sind Frau und Mann nicht gleichberechtigt, deshalb muss sich das weiterentwickeln.
Dieses Gespräch stellte eine große Bereicherung für uns Schüler*innen dar. Wir haben nicht nur einen detaillierten Einblick in das damalige Leben erhalten dürfen, sondern wurden ebenfalls auf die essenziellen Werte für unsere zukünftige Gesellschaft aufmerksam gemacht: Durch die Sozialen Medien ist man sehr stark beeinflussbar. Ob durch extreme, provokante Aussagen aber auch durch Unwahrheiten und Fake News. Es ist und wird immer wichtiger, dass wir uns eine eigene und faktenbasierte Meinung bilden und hinterfragen, damit sich die Gesellschaft nicht zurück- sondern weiterentwickelt. Es war ein langer, schwerer Prozess, ein demokratisches Deutschland, so wie es heutzutage ist, zu bilden. Was uns als normal vorkommt war ein langjähriger Weg, mit vielen Hindernissen und Herausforderungen. Wir als neue Generationen müssen uns bewusst darüber werden, wie wichtig es ist, die Demokratie zu wahren, weil sie eben nicht selbstverständlich ist. Außerdem müssen wir weiter daran arbeiten, dass die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern weiter gefördert wird. Deshalb wollen wir uns als Schüler*innen herzlich bei den Interviewführer*innen Carla (6a), Oscar (10a), Frida (10c) und Katharina (10c) und den Zeitzeug*innen bedanken.
Magdalena Frank, 10c